
Es klingt zwar einfach: Ernährung ohne Getreide und dafür glutenfreie Lebensmittel essen. Aber im Alltag stolpern Betroffene besonders am Anfang über typische Fehler. Was Sie über den Einstieg in die glutenfreie Ernährung wissen müssen finden Sie in unserem Artikel.
Zöliakie und Gluten – das steckt dahinter
Bei Menschen mit Zöliakie führt der Verzehr von Gluten zu einer Entzündungsreaktion in der Dünndarmschleimhaut. Diese nimmt Schaden und kann die Nährstoffe nicht mehr richtig aufnehmen. Das kann zu Problemen wie
- Müdigkeit
- Eisenmangel
- Erschöpfung
- Bauchschmerzen
- und andere Gesundheitsprobleme führen.
Darum heißt die Zöliakie manchmal auch „Chamäleon der Magen-Darmheilkunde“, weil die Bandbreite der Beschwerden so groß ist. Eben nicht jede Betroffene hat schwere Durchfälle und offensichtliche Nährstoffmängel, es gibt auch Menschen mit Zöliakie mit weniger drastischen Symptomen. An der Schwere der Bauchschmerzen ist jedenfalls nicht erkennbar, ob jemand Zöliakie hat oder nicht! Deshalb ist die strikte glutenfreie Ernährung in diesem Fall alternativlos. Bleibt die Frage offen wo Gluten überhaupt vorkommt:

Auch deren Produkte wie Mehl, Graupen oder Grieß ist zu meiden. Zusätzlich ist Gluten in vielen weiteren Nahrungsmitteln als Zutat zugesetzt oder durch die Ernte bzw. Herstellung in Produkten enthalten. Klebereiweiß verdunstet nicht, es wird weder durch Hitze, noch durch Einfrieren oder Trocknen zerstört. Von Haus aus glutenfreie Beilagen sind
- Reis, Mais, Buchweizen
- Hirse, Amaranth, Quinoa
- Kartoffeln, Topinambur, Batate und
- Hafer. Wobei der Hafer wegen verschiedener Gründe nicht bedenkenlos in die glutenfreie Ernährung gehört. Besonders in der ersten Zeit nach der Diagnose.
Wie lange müssen Sie oder Ihr Kind glutenfrei essen?
Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, sie besteht ein Leben lang. Die zurzeit noch einzige Therapie ist eine strenge glutenfreie Ernährung. Sie ist deshalb ein Leben lang einzuhalten. Es wird zwar zu weiteren Behandlungsmethoden intensiv geforscht, noch gibt es aber kein Medikament, das Klebereiweiß für Menschen mit Zöliakie verträglich macht. Angepriesene frei verkäufliche Nahrungsergänzungen, die helfen sollen im Darm das Gluten verträglich zu machen, sind bei Zöliakie nicht geeignet. Manchmal bekommen Menschen den Rat eine Zeit lang auf Gluten zu verzichten und nach einer Karenzphase wieder einzuführen. Das ist nicht ohne Risiko, denn so wird eine sichere Diagnostik erschwert. Zu dieser kommt man über den Hausarzt, Kinderarzt, die gastroenterologische Ambulanz, aber natürlich auch über Fachärzte für Innere Medizin.
Zöliakie – Glutenunverträglichkeit – alles gleich?
Nein. Auch wenn die Begriffe oft in einen Topf geworfen werden: wir sprechen von zwei ungleichen Erkrankungen. Was ist also der Unterschied? Die NCGS („non-celiac-gluten-sensitivity“ bzw. zu Deutsch „Nicht-Zöliakie-Weizen-Sensitivität“) ist das, was salopp oft als Glutenunverträglichkeit gemeint wird. Welcher Getreidebestandteil bei der NCGS nicht vertragen wird, darüber ist sich die Wissenschaft noch nicht so einig. Eine diätologisch angeleitete Reduktion von Getreide bringt hier meist schon den gewünschten Erfolg. Bei der Zöliakie muss es wesentlich strenger geführt werden: die Ernährung hat glutenFREI zu sein.
Was bedeutet glutenfrei und was hat das mit 20 ppm zu tun?
Menschen mit Zöliakie dürfen ausschließlich Lebensmittel essen, die glutenfrei sind. Ein Nahrungsmittel gilt dann als glutenfrei wenn es max. 20 ppm Gluten enthält. Das ist eine Hilfsmaßeinheit und stellt eine relative Konzentration in Bezug auf eine Million Einheiten einer Substanz dar. Es sind 0,0001 % oder entspricht Milligramm pro Kilogramm eines Stoffes. Welch geringe Menge 20 ppm sind können Sie sich wahrscheinlich mit diesem Beispiel gut vorstellen: In einem Bällebad liegen eine große Menge Bälle. Sie nehmen 1 Million Bälle heraus. Von diesen Bällen sind 999.980 gelb, 20 sind rot. Diese roten Bälle sind die Menge von 20 ppm, die für glutenfreie Lebensmittel als Grenzwert vorgeschrieben sind. Hersteller die ihre Produkte mit dem Begriff „Glutenfrei“ versehen, müssen diesen Grenzwert einhalten.
Lesen Sie in unserem zweiten Teil "Zöliakie Ernährung für Einsteiger Teil 2" wie Sie die glutenfreie Ernährung Zuhause, in KiTa, Schule oder Urlaub umsetzen.
Was es sonst noch so Interessantes zur Zöliakie zu wissen gibt, haben wir hier kurz zusammengefasst:
Wie häufig ist Zöliakie?
Man schätzt auf 1 % der Bevölkerung in Österreich.
Ist Zöliakie heilbar?
Nein, sie besteht ein Leben lang
Ist „ein bisschen Gluten“ hin und wieder ok?
Nein, von bewusst gemachten Diätfehlern ist abzuraten.
Tritt Zöliakie familiär gehäuft auf?
Ja, deshalb wird empfohlen, dass sich Verwandte 1. Grades ebenfalls auf Zöliakie testen lassen.
Wie stellt man Zöliakie überhaupt fest?
Dafür gibt es genaue Empfehlungen, die eine Kombination aus Bluttest und Dünndarmuntersuchung bilden.
Gilt ein Gentest als Nachweis für Zöliakie?
Ein positiver Gentest bedeutet nicht, dass man Zöliakie hat, dafür wird ein Bluttest und eine Dünndarmuntersuchung benötigt. Ein negativer Gentest schließt eine Zöliakie mit hoher Wahrscheinlichkeit aus.
Wohin bei Verdacht auf Zöliakie?
Die Untersuchungen führen Ärzte durch. Zöliakie lässt sich weder durch Bioresonanz noch durch Kinesiologie oder Muskeltests diagnostizieren und „löschen“.
Liefern Selbsttests für Zuhause verlässliche Ergebnisse?
Nein, sie sind häufig falsch
Kann man bei Kindern auf die Dünndarmuntersuchung verzichten?
Unter bestimmten Umständen: ja. Dafür gibt es genaue medizinische Vorgaben.